Detailansicht: ReNo mit gesundheitlicher Einschränkung sucht Büro zum Ankommen

Art der Anzeige

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Erstellungsdatum

10.05.2017

Ablaufdatum

11.08.2017 (-2447 Tage)

Kategorien

Stellenmarkt Mitarbeiter

Besonderheit

Keine

Beschreibung

Sehr geehrter Leser,

vielen Dank, dass Sie sich durch die Überschrift nicht abgeschreckt fühlen. Ich werde zuerst etwas zum Beruflichen schreiben und dann etwas auf meine Krankheit eingehen.

Ich habe 2015 ausgelernt und mit einer guten Note 3 bestanden. Die Ausbildung habe ich in einer Kanzlei mit den Fachrichtungen: Strafrecht, Verkehrsrecht, Medizinrecht, Erbrecht, WEG Recht, Mietrecht, Arbeitsrecht, Familienrecht und Sozialrecht absolviert. Da ich dort für jeden Anwalt gearbeitet habe, habe ich Einblicke in jede Fachrichtung erhalten.
Ich wurde auch viel mit RVG Abrechnungen und Zwangsvollstreckungsangelegenheiten betraut, was mir großen Spaß gemacht hat. Generell wurde ich in möglichst alle Arbeitsabläufe mit eingebunden und durfte auch viel selbstständig arbeiten.
Ich habe mich damals bewusst für diesen Beruf entschieden, ich bin zuverlässig, ordentlich, eigeninitiativ, empathisch und reflektiert, selbstverständlich bringe ich auch Grundvoraussetzungen, wie eine perfekte Rechtschreibung und Teamfähigkeit mit.

Nun möchte ich auf meine Krankheit und die Auswirkungen auf den Beruf näher eingehen. Ich bin aufgrund meiner Erkrankung seit Ende meiner Ausbildung innerhalb eines Jahres dreimal gekündigt worden. Die letzte Kündigung erhielt ich im Oktober, seitdem bin ich arbeitslos.
Ich leide an rezidivierenden Depressionen und an einer leichten Borderline Persönlichkeitsstörung. Vor allem letztere macht es mir oft schwer, soziale Kontakte (einschließlich Kontakte am Arbeitsplatz) aufzubauen und zu pflegen. Ich werde und wurde aufgrund dieser Erkrankung an meinen Arbeitsstellen sehr oft indirekt diskriminiert (zum Beispiel musste ich in meiner letzten Arbeitsstelle jede Therapiestunde und jeden Arzttermin, den ich wahrnehmen musste als Überstunden aufschreiben und abarbeiten, was mir das Gefühl vermittelte, dass man nicht an einer Gesundung meiner Person interessiert sei und die Erkrankung außerdem nicht akzeptiere. Ich war nämlich die einzige Mitarbeiterin, die Arzttermine als Überstunden abarbeiten musste).
Auf einer anderen Arbeitsstelle signalisierte man mir Verständnis für meine Erkrankung und teilte mir mit, ich müsse mir keine Sorgen machen, man habe ja als Betrieb auch eine Zitat "soziale Verantwortung". Fünf Wochen später erhielt ich die Kündigung.

Sie fragen sich natürlich, welches für die jeweiligen Betriebe die Gründe für die Kündigung waren. Ich möchte ganz ehrlich sein. Aufgrund meiner Erkrankung leide ich an chronischen Erschöpfungserscheinungen. Arbeite ich länger als ca. 5 Stunden, lässt meine Konzentration oft nach, ebenso meine Merkfähigkeit, weshalb ich mir prinzipiell alles aufschreibe, was mir aufgetragen wird, da es mir wichtig ist, Arbeitsaufträge trotz allem sorgfältig auszuführen. Dennoch ließen sich aufgrund dessen kleinere, unangenehme Fehler nicht vermeiden, die einzeln gesehen nicht schlimm waren, sich jedoch leider häuften.
Man legte mir auch zu Last, dass ich viel "diskutieren" würde. Es ist sehr bedauerlich, dass das was ich als Kommunikation und Vorschläge zur Optimierung und Vereinfachung von Arbeitsabläufen derart negativ wahrgenommen wurde. Man suggerierte mir allerdings in jedem Vorstellungsgespräch, dass es ausdrücklich erwünscht sei, Eigeninitiative zu zeigen.

Nach der letzten Kündigung im Oktober 2016 verlor ich jegliche Motivation und Freude mit der ich die Ausbildung damals begonnen hatte. Ich entwickelte sehr ausgeprägte Selbstzweifel und eine gewisse Menschenangst, da man mir immer suggerierte, dass ich nicht in Ordnung so bin, wie ich bin, dass ich weder als Mitarbeiter noch menschlich irgendeinen Wert für den Betrieb habe.
Nun bin ich, wie gesagt seit Oktober arbeitslos und ich schreibe hier nun eine Anzeige und ich schreibe sie bewusst so offenherzig, da es mir oft schwer fällt, mich in Vorstellungsgesprächen so auszudrücken, dass es auch für den potentiellen Arbeitgeber nachvollziehbar ist.

Ich bin momentan gesundheitlich nicht im Stande mehr als einen Job auf 450 Euro Basis anzunehmen, da ich viel Zeit und Energie für mein Gesundwerden benötige. Da ich allerdings sozial nicht vollkommen isoliert sein möchte (und das bin ich derzeit leider zwangsläufig) und auch nicht zu lange aus dem Beruf raus sein will, möchte ich gerne einen Minijob oder einen Job auf 450 Euro Basis annehmen.
Ich erledige gerne alle Arbeiten, die oft aufgrund Bürostresses liegen bleiben. beispielsweise Post sortieren, Kopieren, Akten aufräumen und heraussuchen, Ablage, Sortierarbeiten jeglicher Art, Botengänge... dafür bin ich mir nicht zu schade, ich weiß auch, dass ich aufgrund meiner gesundheitlichen Einschränkung nicht wählerisch sein darf.

Das einzige, was ich mir wünsche ist, endlich irgendwo anzukommen, wo ich keine Angst haben muss, rausgeschmissen zu werden, weil ich aufgrund meiner Erkrankung zu unbequem werde. Wo man auch mal Rücksicht nimmt und Verständnis aufbringt, wenn ich Phasen habe, in denen es mir schlecht geht, denn das wird immer wieder mal passieren. Akzeptiert und angenommen zu werden ist alles, was ich mir wünsche und dann bin ich Ihnen die beste Mitarbeiterin, die Sie sich vorstellen können.

Sollten Sie diesen Text wirklich komplett durchgelesen habe, bedanke ich mich bei Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass jemand sich auf diese Art von Anzeige meldet, dennoch freue ich mich sehr über ein gemeinsames Gespräch.

Herzliche Grüße,
Vorerst Anonym, (30 Jahre alt)